Vorwort

Dr. Corinna Otto, Direktorin der Draiflessen Collection

Die Themen, Ausstellungen, Veranstaltungen und Projekte, mit denen wir uns in der Draiflessen Collection beschäftigen, stellen wir jährlich unter ein ausgewähltes Motto. In 2023 hieß dieses „Shaping Transitions“. Das Motto beschreibt die Idee, dass Veränderungen nicht nur stattfinden, sondern aktiv durch uns persönlich, durch unser Handeln, beeinflusst, geformt und gestaltet werden können. „Shaping Transitions“ war somit für uns als Kulturinstitution ein Aufruf, darüber nachzudenken, wie wir eine aktive Rolle bei der Gestaltung des ökologischen und damit auch gesellschaftlichen Wandels übernehmen können.

Michael Pinskys Installation THE FINAL BID hatte bereits ab Herbst 2022 den Start für eine Diskussion um ökologische Nachhaltigkeit unter aktiver Teilhabe unserer Besucher*innen markiert, die wir 2023 intensiv fortgeführt haben. So luden wir mit dem umfangreichen Veranstaltungsprojekt DER STAND DER DINGE ab Anfang April zu Vorträgen, Workshops, Führungen und Exkursionen ein, bei denen gemeinsam mit unseren Gästen konkrete Erfahrungen zu nachhaltigem Denken und Handeln gesammelt und erörtert wurden. Die Ausstellungsfläche wurde zu einem „Mindful Space“, der innerhalb der Öffnungszeiten zwar Impulse mit verschiedenen Themeninseln gab, gleichzeitig aber auch frei begehbar und nutzbar war. Hier haben wir mit dem Thema „Draiflessen und nachhaltiges Ausstellen“ auch unsere eigene Arbeit als Museum kritisch hinterfragt. Ein Prozess, den wir über 2023 hinaus weiterführen werden.

„Shaping Transitions“ heißt aber auch, flexibel auf Neues zu reagieren: Erst 2019 fanden Bleiglasfenster aus dem C&A-Gebäude Utrecht, geschaffen von dem bekannten Roermonder Glaser und Künstler Joep Nicolas (1897–1972), den Weg in unsere Sammlung. Für uns war dies eine unmittelbare Einladung, diese zusammen mit den historischen Bleiglasfenstern aus der Sammlung zu zeigen – dies erstmals als Doppelausstellung VORSICHT GLAS! in DAS Forum und dem Studiensaal. Auf diese Weise konnten wir in sehr konzentrierter Form Einblicke in die Bedeutung und Entwicklung der Glasmalerei über einen Zeitraum von nahezu 500 Jahren geben.

Im Herbst eröffneten die Ausstellungen FÄDEN, STORYTELLING und ARIADNE’S NAAIKUSSEN nicht nur zeitgleich, sondern auch inhaltlich miteinander verwoben. Die Ausstellungen, in denen die formal miteinander verwandten Fäden einerseits und die grafischen Linien andererseits erzählerisches Mittel waren, erinnern im Kontext unseres Jahresmottos daran, dass wir ganz besonders in Zeiten des Übergangs zukunftsfähige Perspektiven brauchen. Deutlich wird damit auch, dass wir auf Bilder und Geschichten angewiesen sind, die Möglichkeiten bieten, uns in Beziehung zu uns selbst, zu der Gesellschaft, in der wir leben, und nicht zuletzt zu Werten und Gewohnheiten zu setzen. 

Haben wir 2023 zum Anlass genommen, aufzuzeigen, dass auch große Veränderungen aktiv mitgestaltet werden können, so werden wir diesen „Auftrag“ mit in die nächsten Jahre nehmen. 2024 wird unter dem Motto „Creating a Future Vision“ stehen – für uns die folgerichtige Konsequenz aus den neuen, zuweilen überraschenden, in jedem Fall aber spannenden und inspirierenden Erfahrungen von 2023!

Corinna Otto